5. September 2014

Ferien an der Müritz // Spontanurlaub in Mecklenburg-Vorpommern

Leider ist ja seit Beginn unserer Sommerferien hier in Bayern konstant Herbstwetter, was uns auf den Gedanken brachte, eine Woche woanders hinzufahren. Unsere erste Wahl für Woanders wäre Italien gewesen, da wir von Südbayern aus schnell über die Alpen sind...

Während unserer Recherche stellte sich heraus, dass Italien überhaupt nicht hundefreundlich ist, und da wir Yoda auf jeden Fall mitnehmen wollten, war Italien raus.

Die nächste Wahl wäre Rügen gewesen (da wollte ich schon immer mal Urlaub machen), doch findet mal last minute was für Rügen!
Also einen Tag vor Anreisedatum. Hm.

Auf der Suche nach einem netten Ferienhaus in Wassernähe führten uns die Weiten des Internet schließlich in das beschauliche Örtchen Röbel an der Müritz. Die Müritz ist ein Binnensee der Mecklenburgischen Seenplatte, und weil See fast so schön wie Meer ist, und weil das kurzfristig zu bekommende Ferienhaus so wunderhübsch aussah, war der Spontanurlaub rasch gebucht - in der darauffolgenden Nacht fuhren wir los.

Also eigentlich fuhr der Liebste, der Rest pennte die Nacht durch (mehr schlecht als recht) und pünktlich um 7:00 Uhr morgens kamen wir im Ferienort an. Doof nur, dass das Haus erst ab Mittag frei wurde - wir mussten also völlig übermüdet einen Vormittag überbrücken.
Wir fuhren ein wenig durch die Gegend, bestaunten hübsche Fachwerkhäuser und gönnten uns ein ausgiebiges Frühstücksbuffet in Waren. Frisch gestärkt mit literweise Cafe bummelten wir durch das erwachende Städtchen und nutzen die freie Zeit, um Herrn Sohnemann einen Friseurtermin zu ergattern. Hier wurde seine Beatle-Frisur Marke "Mutti-Schnitt" gekonnt gegen einen flotten und sommertauglichen Kurzhaarschnitt ersetzt.
Nach einem kurzen und sehr windigen Spaziergang an der Uferpromenade fuhren wir in die Ferienhaussiedlung und durften dort endlich unser neues Heim beziehen. Rasch wurden die Koffer ausgepackt, der Hund versorgt und dann fehlender Schlaf nachgeholt.
Die Ferienhäuser tragen den klangvollen Namen "Seeadler" und liegen direkt am Rande einer großen Wiese, während ein Weg in die andere Richtung an den See führt.
Als ich unser Ferienhaus betrat, dachte ich spontan, dass ich hier sofort wohnen würde, was ich dann auch tat - zumindest eine Woche lang. Hell und modern eingerichtet, jedes Häuschen mit eigener Sauna und zwei großen Holz-Terrassen, über die man in einen kleinen Garten gelangt. Ideal für Kinder, Hunde und urlaubsreife Eltern!
Seht Ihr die luftigen, weißen Vorhänge?

Die Küche, und auch der Rest der Einrichtung war komplett vom Möbelschweden - bis hin zu den Kochtöpfen. Wohnen wie bei Ikea - genau mein Ding!
Während Yoda seinen Leihgarten auf Hundeart markierte,
markierte dekorierte ich als erstes den neuen Esstisch mit einem kleinen Sträußchen, den ich mir draußen pflückte. 

Daheim bin ich mit den Gartenblumen immer geizig und möchte sie gar nicht abschneiden, kaufe lieber aus dem Blumenladen dazu... aber hier war mir das völlig schnuppe!

 Blick aus unserem Schlafzimmer über die große Wiese.
Da wir Brennholz für den Kamin extra kaufen hätten müssen, gingen wir abends zum Waldrand hinter und sammelten gemeinsam Äste für ein gemütliches Feuer. 

Ja, auch hier war deutlich mehr Herbst als Sommer und so waren wir froh über den wärmenden Kamin!
Die Tage verbrachten wir sowohl mit faulem Nixtun, Nickerchenmachen in den Sonnenliegen, Lesen, Saunen und Gemeinschaftsspielen,

als auch mit kleineren Ausflügen in die umliegenden Dörfer, Spaziergängen am See und Bootstouren auf dem Wasser.
Yoda braucht morgens recht früh seine erste Gassirunde, das war schön, denn oft hing noch der Nebel über der Wiese. Einmal trafen Yoda und ich beim Spaziergang am Wasser sogar auf Rehe!

Habt Ihr schon mal Kraniche rufen gehört?
Ein seltsames Geräusch, welches in den Morgenstunden übers Wasser hallte...
Die meisten Tage nutzten die Kinder ihre wohlverdienten Sommerferien zum Ausschlafen... doch einmal wollten wie mich auf meiner morgendlichen Tour mit dem Hund begleiten und geweckt werden.

Sie genossen den Spaziergang mindestens ebenso sehr, wie unser kleiner Vierbeiner - zogen am Wasser sogar die Schuhe aus, um zu Plantschen. Ich verzichtete bei 17°C Wassertemperatur lieber.
Anschließend wurden  - ganz traditionell für meine Rabauken - Stöcke gesammelt, die zu Laserschwerten wurden, mit denen sie einen Kampf gegen Brennesseln führten.
Mit Stöcken zu kämpfen ist bei uns ein ganz großes Kinderding, und solange nur Brennesseln oder Bäume darunter "leiden", dürfen sie sich ruhig austoben.
Die letzten Barfußtage, bevor die Käselatschen in den Winterstiefeln wieder käsig werden...
Obwohl... nach diesem Pseudo-Sommer sehen die Füße schon jetzt käsig aus...
Das Wetter war in etwa so, wie auf dem unteren Bild: immer wolkig, immer windig, meist sonnig... Fliesjackenwetter.

Ich muss gestehen, dass ich für rauhes Klima zu haben bin. So gerne ich den Sommer habe - der Herbstwind ist auch super, solange er nicht in Dauernässe übergeht.
Den Kindern war das Wetter wurscht - jedenfalls fast. 
Dass es zu kalt zum Baden war, fanden sie schon enttäuschend. Für alles andere war´s aber nicht zu kalt,
zum Beispiel, um zu schaukeln.
Yoda entdeckte seine rassebedingte Leidenschaft für Wasser und sprang fröhlich in den See. Am schönsten war es für ihn, wenn Stöckchen geworfen wurden. Er wurde nicht müde, die Hölzer zu retten!
Seine zweite große Freude ist das Graben. Wo gräbt es sich besser, als im weichen Sand? 
Während er sich zum Mittelpunkt der Erde tiefe Löcher grub, entwickelte er einen fast rauschartigen Zustand und war überhaupt nicht ansprechbar.
Ich wage zu behaupten, dass auch Herr Hund die Woche am See genossen hat!
Nicht weit vom Feriendorf entfernt steht eine alte Feldsteinscheune, darin befinden sich verschiedene Läden, hauptsächlich Dinge aus dem Kunsthandwerk (selbstgemachte Kerzen, Holzdrechselarbeiten, Kleinmöbel, Gehandarbeitetes uvm.), sowie allerlei Schnick-Schnack im Shabby-Chic.

Im Rahmen eines großen Sommerfestes besuchten wir dort den Handwerker-Markt, schlenderten und bummelten, aßen Zuckerwatte (die Kinder) und Soljanka (die Erwachsenen).
Mein persönliches Highlight des Tages war der Stand der Bogenschützen. Hier durfte jeder 10 Pfeile Probeschießen, und natürlich stellten wir uns gemeinsam dafür an.

Bevor ich mit dem Schießen an der Reihe war, trippelte ich nervös von einem Fuß auf den anderen, machte mir Sorgen, ob ich überhaupt treffen würde - vielleicht würde ich mich einfach nur blamieren?

Als meine Schwägerin vor mir schoss, und nach einigen Schüssen anfing mit dem Arm zu zittern ("das braucht ganz schön Kraft!"), wollte ich mich schon schüchtern davonschleichen.

Zu oft  habe ich Dinge ausprobiert und mich dabei ungeschickt angestellt:
ich kann nicht Skifahren, nur mäßig Schlittschulaufen, und überhaupt gar nicht Inliner fahren. Mein Schwimm-Stil erinnert ans Seniorenschwimmen, bei Wanderungen bilde ich immer das Schlusslicht, und Fahrradfahren ist nur gut, solange es nicht durch den Stadtverkehr geht.
Ich habe es nicht so mit körperlicher Geschicklichkeit.
Vielleicht habe ich auch bloß keinen Ehrgeiz - oder fehlendes Selbstvertrauen... wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem.

Als ich nun mit dem Bogenschießen an der Reihe war, und ich den Bogen spannte... war auf einmal alles um mich herum vergessen. 
Der Bogen fühlte sich so gut an, mein Blick folgte dem Pfeil bis zur Zielscheibe und von 10 Pfeilen steckten 6 Stück in der Mitte, als ich fertig war.

Ich wollte gleich nochmal, leider ging das nicht, denn die Warteschlange hinter uns war lang! Hey, das hatte so Spaß gemacht!

Als wir abends gemütlich im Ferienhaus beisammen saßen, konnte ich nur noch ans Bogenschießen denken und war entschlossen, daheim ein Probeschießen zu vereinbaren.
Notiz an mich selbst: beim nächsten Bogenschießen unbedingt an seriöse Bekleidung denken... der Schießwart wollte mir doch tatsächlich zuerst den HelloKitty-Bogen in die Hand drücken!
Was haben wir noch erlebt?

In der Ferien-Siedlung gab es ein nettes Cafe mit kleinem Bio-Laden, wo man sich morgens frische Brötche holen konnte und auch sonst alle Kleinigkeiten für die Ferienhausferien bekommen konnte, wie zum Beispiel Handwaschmittel, Sonnenmilch und Mückenspray, Cafebohnen, Butter oder Babywindeln...

Dort wurde an einem Abend Lagerfeuer mit Stockbrot und Würstchengrillen angeboten, zu dem alle Familien zusammenkamen. 

Das war sehr gemütlich, und auch ein bisschen rauchig, wie wir da mit den Kindern ums Feuer saßen und Stockbrot verbrannten machten. Dazu gab es kühles Bier, Bio-Limonade, Senf und Ketchup. Abendessen ganz basic und lecker!
An einem anderen Tag fuhren wir mit dem Auto in den nahe gelegenen Nationalpark. Bis wir mitten in der Wildnis waren, wussten wir nicht, wie weitläufig dieser Park sich erstreckt!
Sandige Waldwege mit riesigen Schlaglöchern wurden für unseren Sharan zum echten Härtetest. Mit dem Gerücht um Braunbären, die es in dieser Gegend noch geben soll, und einem Navigations-System ohne Empfang, wurde die Möglichkeit einer Reifenpanne zum absoluten Horror-Szenario, während wir planlos durchs Niemandsland holperten.

Am Ende nahmen wir es jedoch mit Humor, nannten es Mecklenburg-Safari und streckten während der Fahrt die Köpfe zum Schiebedach hinaus. Der Duft von Kiefernnadeln lag im Fahrtwind, während hinter uns die sandige Straße staubte... das war abenteuerlich!
Da mehrfach auf Schildern am Straßenrand darauf hingewiesen wurde, nur an gekennzeichneten Parkplätze zu halten (wovon wir keine fanden) und keinenfalls die Wege zu verlassen (Gefahr durch hungrige Braunbären oder was?), bretterten wir kilometerlang durch die Wildnis, hoffend, dass uns nicht das Benzin ausgehen möge...

Irgendwann jedoch erreichten wir Zivilisation. Kleine Höfe in winzigen Ortschaften mit Namen, die man wahrscheinlich auf der Landkarte lange suchen muss.
Die ideale Gegend um unterzutauchen, sollte das eines Tages nötig sein.
Leider hatte die Ferienwoche an der Müritz einen dicken Minus-Punkt: wir waren mehrfach beim Essen, in verschiedenen Gasthöfen und Lokalen - aber es war (bis auf eine Pizzeria in Röbel) enttäuschend.

Ein Fischlokal am Hafen brachte Fische in dicker Panade mit Frittieröl-Geschmack auf die Teller - Autobahnraststättennievau! Jeder Fisch schmeckte nach Frittierfett.

Ein Waldlokal in der Nähe der Ferienhaus-Siedlung servierte mir zu meinem Steak Erbsen aus der Dose, woraufhin der Liebste nur meinte: "Mei, man merkt halt doch noch die ehemalige DDR!".

Und weil ich wegen meiner Low-Carb-Ernährung recht oft Salat bestellte, bekam ich in diesen Tagen immer wieder Fertig-Dressing aus der Flasche serviert. Nö, für unsere Gaumen war das kein Urlaubsfeeling!

Das beste Essen der Woche verspeiste ich am Abreisetag, direkt am See. Dort gab es eine kleine Fischräucherei, die Fischbrötchen direkt auf die Hand verkauften und hinterm Haus eine kleine, offene Hütte mit Holzbänken zum Rasten hatten. Das war lecker!

Geräucherter Seibling, frischer Salat und Zwiebeln in einer duftenden Roggensemmel...hmmm!
Wäre es nicht unser letzter Tag gewesen, hätten wir bestimmt noch einige Fischbrötche dort verputzt!
Zweimal liehen wir uns ein Boot aus, um übers Wasser zu schippern.

Das erste Mal fuhren wir in Waren los, in Begleitung von Schwägerin und Schwager, die übers Wochenede von Berlin rausgefahren waren, uns zu besuchen. Für Großstadtmenschen ein verlockendes Angebot, das Wochenende auf dem Land zu verbringen, oder?

Da in unserem Ferienhaus Platz für 8 Personen war, hatten wir genügend Raum für nette Gäste und freuten uns riesig über den Spontanbesuch der Beiden!
Obwohl der Liebste den Segelschein besitzt und schon so manchen Turn im Mittelmeer hinter sich hat, durfte er nur ein führerscheinfreies Boot mieten (bis 15 PS), denn ich Deutschland braucht man für die Seen den Binnenschein. Ärgerlich, wenn es am Ende doch bloß um Papier geht - aber es war nicht zu ändern.

Wir tuckerten daher gemütlich übers Wasser, da es windig war, spritzte trotzdem die Gischt und täuschte ein Gefühl von Schnelligkeit vor...
Yoda machte seinem Ruf als Traumhund alle Ehre und sprang ohne zu zögern an Bord. Er lebt bisher nach dem Prinzip: "Wo Frau Papagena hingeht, geh ich mit" - sehr praktisch, das!
Seht Ihr die ungewöhnlichen Wolken auf dem unteren Bild?
Frau Papagena mit Hundebaby auf hoher See. Anmerkung: Hundebaby wiegt 12 kg!
Insgesamt verbrachten wir eine erholsame und unterhaltsame Woche an der Müritz, fühlten uns in unserem Häuschen extrem wohl und genossen die gemeinsame Zeit als Familie.

Nun, wieder daheim, wird es langsam Zeit, auf den Schulbeginn zu blicken... Material-Listen müssen durchgesehen, Hallenturnschuhe und Hausschuhe besorgt werden. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu - und das ist gar nicht mal so schlecht. Geregelter Alltag hat auch was.

7 Kommentare:

  1. Schön, dass es dir in meiner Heimat gefallen hat! Bären in freier Wildnis gibt es selbst in Mecklenburg NICHT. Um welche zu sehen, hättet ihr in den Bärenwald nach Plau fahren müssen (oder doch nach Italien, am Gardasee gibt es welche!).
    Schade finde ich den Kommentar zu den Dosenerbsen, schlecht gegessen habe ich auch im Westen schon oft genug ...

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    1. Hallo Malcesine,

      selbstverständlich gibt es auch in Südbayern Gaststätten mit schlechtem Essen!
      Dieser Reisebericht ist vollkommen subjektiv geschrieben und entspringt nur meiner Erfahrung einer einzigen Woche - bitte fühle Dich nicht persönlich kritisiert dadurch!

      Wenn Du aus dieser Gegend kommst, wäre es klasse, zumindest nachträglich ein paar wertvolle Tipps zu bekommen, wo man lecker essen gehen kann bei Euch. Sicherlich wäre das für die anderen Leser ebenfalls eine Bereicherung - nur zu!

      P.S.: Das mit den Bären habe ich mir schon fast gedacht... und den Bärenwald hätten wir sogar beinahe besucht, wenn nicht schon so viel anderes auf dem Programm gestanden hätte. Vielleicht beim nächsten Mal?

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    2. Die Gaststätten sind in der Tat nicht so der Burner, ich fand nur den Bezug zum Osten doof ... Meist kann man in den Restaurants der Hotels ganz toll, frische und regionale Küche genießen. Die haben auch für Nicht-Hotel-Gäste geöffnet und bieten oft hohes Niveau bei doch akzeptablen Preisen.

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    3. Tut mir leid, dass Du Dir diesen Kommentar so zu Herzen nimmst... das ist natürlich ein schreckliches Klischee - von uns sagt man ja,
      dass wir immer Lederhosen tragen und Weisswürste essen - und auf den Dörfern teilsweise erzkatholisch wie im Mittelalter sind...

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  2. Liebe Papagena,

    wir überlegen unseren Jahresurlaub 2015 wieder im Norden zu verbringen. Dein Bericht von Eurer Woche an der Müritz hat mir sehr gut gefallen....Ferien nach meinem Geschmack. :o)
    Ich wollte mir grad den Link von Eurem Ferienhaus abspeichern....nur leider wird dieser nicht angezeigt. :o(
    Wo genau habt ihr dieses tolle Haus gefunden und gebucht?
    Über Restauranttipps, liebe Malcesine würde ich mich auch freuen ;o)
    liebe Grüße
    Bettina

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    1. Hallo Bettina,
      bei mir funktioniert der Link komischerweise schon...

      Hier aber gerne nochmal für Dich:

      http://www.wiesengefluester-roebel.de/ferienhaus-seeadler-8-plus.html

      Liebe Grüße,
      Papagena

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