2. Januar 2014

Auf der Piste { und warum Frau Papagena keinen Alpinsport mag }


Wir wohnen im sogenannten Alpenvorland, daher läge die Vermutung nahe, dass Familie Papagena zu jeder Zeit gerne Richtung Berge fährt, um zu wandern im Sommer, oder Ski zu fahren im Winter. Wandern ist eine feine Sache, sofern der Weg nicht überirdisch steil hinauf führt. Dann bekomme ich nämlich Schnappatmung, und schlechte Laune. Kann ich allerdings gemütlich vor mich hinwandern, hier und da die Aussicht genießen und ein Bild knipsen, ist alles wunderbar.

Unsere Kinder haben Winter für Winter Skikurse besucht, und können mittlerweile recht anständig eine mittelschwere Skipiste bezwingen.

Der Liebste ist hier aufgewachsen, von jeher auf den Brettern und fährt wie ein kleiner Gott der Teufel.

Ich selbst bin vor 12 Jahren hierher gezogen, und damals noch nie auf Skiern gestanden. Man kann mir  allerdings nicht nachsagen, ich hätte es nicht probiert!

Es gab vor einigen Jahren diesen Ski-Urlaub in Österreich, in dem ich mich eine Woche lang mit Privatlehrer am Übungshang quälte. So sehr ich mich auch zusammenriss, bis zuletzt schlotterten mir vor Angst die Knie, sobald der Ski-Schuh mit einem lauten "Klack" auf dem Brett einrastete. Es hatte einfach keinen Sinn, denn ich schwitzte Blut und Wasser und trotz guten Zuredens und Lob stellte sich einfach keine Freude bei mir ein. Ich verabschiedete mich von dem Gedanken, jemals als flotter Ski-Hase den Hang hinab zu brettern.
Nicht ganz unwesentlich war damals eine furchtbare Panne während der Fahrt mit einem Ankerlift. Wir (der geduldige Skilehrer und ich) hatten uns in der Schlange am Lift eingereiht, und fuhren kurz darauf zu zweit, an einen Ankerlift gelehnt, den Hang hinauf.

Seid Ihr schon mal Ankerlift gefahren?

Das Teil sieht tatsächlich aus wie ein großer Anker. Es ist mit einer flexiblen Leine am Hauptlift befestigt und wird jeweils von zwei Personen rechts und links locker unter den Hintern geschoben. So angelehnt, lässt man sich vom Lift den Hang hinauf schieben. Wichtig ist hierbei die Körperspannung, um nicht vornüber zu stolpern. Die Skier sind natürlich die ganze Zeit an den Füßen, um ein sanftes Gleiten über die Schneedecke zu ermöglichen.

Auf halber Strecke den Berg hinauf gab es einen kurzen Ruck, gefolgt von einem schrecklichen Knall, und der Anker riss direkt an der Flexileine von der Halterung ab und fiel hinter uns zu Boden. Augenblicklich fehlte mir die Schubkraft von hinten, und ich rutschte rückwärts davon. Wäre das Teilstück nur ein kleines bisschen steiler gewesen, wäre ich vermutlich bis ins Tal gekommen - rückwärts.

Nach der ersten Schrecksekunde ließ ich mich seitlich in den Schnee fallen und bremste die seltsame Abfahrt. Mein Skilehrer war sofort bei mir, unterm Arm den defekten Ankerlift. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zurück zur Liftstation zu fahren, das kaputte Teil abzugeben und uns erneut anzustellen.

Mein Vertrauen in Skilifte allgemein, und in diesen speziell war dahin. Und selbstverständlich war ich vollständig davon überzeugt, dass die Panne meinem Übergewicht zuzuschreiben sei. Ich wollte im Boden versinken vor Scham!
Seit dem Skiurlaub damals habe ich keinen Versuch mehr unternommen, die Freuden des Skifahrens zu erkunden. Der Liebste muss daher im Winter alleine mit den Kindern auf die Piste.

Vergangenen Silvestertag ließ ich mich dazu überreden, die Familie ins Skigebiet zu begleiten, um zeitgleich mit der Hündin etwas Winterluft zu schnuppern. Gondelfahren mit Hund lief übrigens prima.

Auf der Mittelstation angekommen, stellte sich rasch heraus, dass an einen gemütlichen Spaziergang mit Hund nicht zu denken war. Von allen Seiten schossen die Skifahrer an uns vorbei, ich musste den Hund zu seinem eigenen Schutz an kurzer Leine halten und stapfte schnaufend am Rand der Piste durch den weichen Pulverschnee. Ich hatte die vage Vorstellung davon, mich auf einer der Sonnenterrassen niederzulassen, mir einen heißen Tee zu gönnen und ein Buch zu lesen.

Die Sonnenterrasse der Mittelstation war leider rappelvoll mit Leuten, ein Platz zu finden unmöglich. Zudem schallte über Lautsprecher laute Partymusik samt Animations-Geplärre des DJs. Da hatte ich mir unter Winteridylle in den Bergen aber etwas anderes vorgestellt!

Weiter oben am Hang gab es eine kleinere Hütte mit Terrasse. Als ich dort angekommen war, ging nach fünf Minuten die Sonne hinter dem nächsten Berg unter und ich fror ganz entsetzlich.

Frustriert trat ich den Rückweg zur Talstation an, und wanderte den Rest der Zeit einen stark vereisten Weg am Bach entlang.
Ein kurzer Sonnen-Ausblick, bevor sich lange Schatten über die Terrasse legten und ich vor Kälte zitterte.
Ronja ganz entspannt in der Seilbahn. Nur beim Einstieg zögerte sie einen kurzen Moment, doch allein zurückbleiben wollte sie auch nicht und sprang daher mutig in die Gondel.
Natürlich schien die Sonne noch während der Abfahrt - jedoch leider auf der anderen Seite des Tals. Großes Pech!

Ich denke, das nächste Mal werde ich meine Familie wieder alleine in die Welt des Alpinsportes schicken, und meine gewohnte Runde vor Ort laufen. Nein, ich bin kein großer Abenteurer.

10 Kommentare:

  1. *gruselgraus* Kann ich sowas von verstehen. Das ist alles andere als romantische Idylle in den verschneiten Bergen.
    Ich selber war schon immer ein Schisser und hab trotz relativer Bergnähe noch nie auch nur einen Versuch unternommen diese Sache mit den zwei Brettern zu lernen. Für mich ist das auch nichts.

    LG
    Susi

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  2. Frohes neues Jahr, liebe Papagena!
    Dein Aufstieg hat sich insoern schon gelohnt, das Du diese Wahnsinnsfotos machen konntest!
    Die Aussicht aus der Gondel ist ja der Hammer und das Foto Nr. 4!!
    Obwohl wir so fernab von Skigebieten leben, waren meiner Schulfreundinnen immer total scharf auf Skifahren und haben begeistert bei jeder Skifreizeit mitgemacht.Genau wie drei meiner Geschwister. An mir ist das auch gänzlich vorbei gegangen und ich bin voller Respekt wenn ich die Bilder meiner Geschwister auf Skiern sehe.
    Ich garantiere, das ich mich nicht 2 Minuten auf den Brettern halten könnte.
    Das mit dem Skilift, der den Geist aufgab, ist ja echt der Horror und ich hätte mich auch geschämt wie doof....allerdings ist der sicher nicht aus gewichtstechnischen Gründen zerbrochen, der war bestimmt einfach nur hinüber.

    Ich freue mich auf viele deiner Posts in 2014 :)))))

    Liebe Grüße, Bianca

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  3. Ach, ich kann Dich soooo gut verstehen. Nein, ich bin nun wahrlich auch kein Adrenalin-Junkie und kann null nachvollziehen, was so toll (oder gar entspannend) daran sein soll, sich in halsbrecherischer Geschwindigkeit einen Berg herunterzustürzen. Zudem ist es kalt. Und teuer. Nein danke. Ich fahre in die Wärme. Aber ich stehe mit dieser Meinung fast alleine da. Zum Glück ist wenigstens keiner in meinem engsten Familienkreis ein Freund des Wintersports. Du hast mein Mitgefühl! Trotzdem ein wunderschönes neues Jahr und immerhin kannste wenigstens die schöne Aussicht da oben genießen. LG, Nadine

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  4. Ob Du es glaubst oder nicht, auch in Punkto Skifahren sprichst Du mir aus der Seele. Nur werde ICH mich dieses Jahr wohl wieder mit Angstschweiß auf der Stirn brav auf den Berg quälen und gute Miene zum "bösen Spiel" machen. In der Hoffnung, dass der Mann an meiner Seite das Opfer zu würdigen weiss. LG, Birgit

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  5. Oh je! Ich versteht dich nur zu gut. Habe es zweimal mit dem Ski fahren versucht. Hatte auch unter anderem ein lustiges Erlebnis mit dem Ankerlift. Muss ich einfach nicht haben. Was soll's ,ist eh ein teures Hobby und schlecht für die Umwelt.

    Liebe Grüße, Jule

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  6. Deine Erlebnisse erinnern mich an meine damals, als die Familie mich fürsEislaufen begeistern wollte. Es war, als ob ich auf Messern lief... Und die Mitmenschen auf der Bahn...Unberechenbar!

    Alles guten zum Neuen Jahr!
    Astrid

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  7. hihihi - das könnte ja ich sein! Bei uns ist definitiv auch der Mann für die sportlichen Aktivitäten zuständig. Ich habe mich auch auf Skipisten, Eisflächen und Inlinerbahnen gequält, aber seit meinem Armbruch lass ich das gerne sein. Ein Spaziergang im Schnee - allein auf weiter Flur - das wäre auch eher meins. Mein Gott, man muss ja nicht a l l e s können ;-) Lg

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  8. Hallo liebe Papagena, hab ich eben gelacht. Du hast das so herzerfrischend geschrieben, dass ich mich in die Situation so gut einfühlen kann..... ich erkenne mich da selbst in deiner Geschichte.
    Z.B. fuhr mein Mann mit dem Rad auf Weinberge hoch, wegen der guten Aussicht und weil er gerne an seine Grenzen geht ...also nein, meine Sehnsucht ging da nicht so weit, dass ich diese Schinderei auf mich genommen hätte.
    Wo gibt es das schon, dass eine Familie immer den gleichen Drang nach einer bestimmten sportlichen Betätigung hat.
    Mit dem Hundi laufen und mal daheim bleiben, das bekommt dir sicher sehr gut :))
    Herzlichst MinaLina

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  9. Ach, das ist immer genau das, was mir einfällt wenn jemand mir Wintersporturlaub schmackhaft machen möchte. Und dafür dann noch sehr viel Geld (weil nicht um die Ecke und keine Ausrüstung) zahlen? Nein danke! Aber Winterurlaub an der Nordsee: ein Traum. Dick eingemummelt, ein warmer Kakao unter einer Fleecedecke unter dem Heizpilz auf der Terrasse einer Strandbude oder drinnen in bulliger Wärme: viel besser!
    Ich fühle also mit Dir. Unbedingt!
    Lieben Gruß
    Cati

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  10. Ich kann dich gut verstehen - ich hab auch sehr schmackvolle Erfahrungen mit einem Lift gemacht. Das war so ein Schlepplift, heißen die Dinger, glaube ich, allerdings für Schlitten. Müsste ich eigentlich auch mal drüber bloggen. Während wir anstanden, habe ich mit milde ungeduldigem Mitleid verfolgt, wie kleinere Kinder manchmal ein, zwei Schleppschlitten verpassten und dadurch die Warterei in die Länge zogen. Als mir selbst dann der DRITTE Schlitten unterm Hintern weggeflutscht ist und mein Gesicht so rot wie mein Mantel leuchtete, hab ich die Sache aufgegeben und bin von da an den Berg zu Fuß hochgestapft...

    Viele Grüße,
    Lena

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