Passend zu meiner eigenen Stimmung gestern, muss sich wohl auch Herr Sohnemann Ähnliches gedacht haben.
Er und sein Freund beschlossen gestern beim Spielen im Kindergarten, dem Tag etwas mehr Spannung und Abenteuer zu verleihen und kletterten kurz entschlossen über den Gartenzaun.
Ohne lange zu zögern, steuerten sie den nahe gelegenen Feldweg an und überquerten einen großen Acker, um dann am Ortsrand ins Neubaugebiet zu gelangen. Dort wohnte sein kleiner Ausreisser-Freund nämlich, und dort gedachten sie, gemeinsam den restlichen Vormittag zu verbringen und im Kinderzimmer zu spielen.
Durch einen glücklichen Zufall stand sogar die Haustüre sperrangelweit offen, als die kleinen Landstreicher das Haus erreichten, da die Putzfrau gerade durchlüftete.
Unbemerkt schlüpften die Beiden hinein und begaben sich ins Reich der Spiele.
Derweil war im Kindergarten zeitgleich mit den Buben die blanke Panik ausgebrochen!
Wo gab´s denn sowas: zwei Jungs einfach verschwunden - und das während der Betreuungszeit!
Während eine Kindergärtnerin sofort mit dem Auto die Gegend absuchte, machte sich eine Zweite zu Fuß auf den Weg und gelangte, einer Ahnung folgend nach 20 Minuten zum Fluchtquartier der Ausreisser. Nach einem spontanen Donnerwetter, gepaart mit großer Wiedersehensfreude wurden die Buben zurück in den Kindergarten escortiert.
Zur Strafe mussten sie sich noch einmal die "Gartenregeln" anhören und diese dann malerisch zu Papier bringen, um ein Begreifen derselben zu beweisen. Ausserdem dürfen sie heute und morgen nicht mit den anderen Kindern im Garten spielen (ein Glück, dass es heute regnet, hihi).
Ich hoffe allerdings, dass auch die Kindergärtnerinnen bei der gestrigen Aufregung ihre Lektion gelernt haben!
Es kann normalerweise nicht angehen, dass zwei Jungs selenruhig ungesehen den Gartenzaun bezwingen und auf Wanderschaft gehen, wie es ihnen beliebt, oder?
***
Zuhause dann, haben wir mit Herrn Sohnemann noch einmal über den Vorfall gesprochen. Natürlich versucht man dem Kind klar zu machen, dass sich Erwachsene furchtbare Sorgen machen, wenn man nicht weiß, wo das Kind geblieben ist - und wie wichtig es daher ist, immer Bescheid zu sagen, wohin man gehen möchte...
Aber ich muss sagen, dass es normalerweise immer total super klappt mit unseren beiden Kindern und wir einen Fall wie diesen bisher noch nie hatten!
Daher habe ich selbst es eher mit einem kleinen Schmunzeln aufgenommen, und dabei an Geschichten wie Kalle Blomquist, Ronja Räubertochter, Pelle zieht aus oder Michel aus Lönneberga denken müssen... ein Kleinjungen-Streich halt - gehört doch irgendwie zu einer ordentlichen Kindheit dazu, oder?
Beim Abendessen meinte ich daher zur Beruhigung abschließend: "Keine Sorge, ich denke, als dein Papa klein war, hat er auch so Manches angestellt!"
Woraufhin der Liebste empört jeden Verdacht von sich wies!
Da kam mir die lustige Idee, man könnte ja mal die liebe Oma anrufen und nach den Streichen des Herrn Papa fragen.
Begeistert rief Sohnemann also die Oma an und ließ sich mit immer größer werdenden Augen die Lausbub-Geschichten seines Vaters erzählen!
Sein Grinsen wurde immer breiter, und die Abenteuerlust war ihm direkt ins Gesicht geschrieben!
Wir mussten so lachen! Wahrscheinlich habe ich ihn mit dieser Aktion erst recht auf schräge Gedanken gebracht, hihi!
Zur Revanche schlug der Liebste vor, man könne ja auch meine Mutter mal nach den Schandtaten aus MEINER Kindheit befragen. Da diese Oma aber telefonisch nicht erreichbar war, wurde meine jüngere Schwester in den Zeugenstand gerufen.
Oh-ja: sie erinnerte sich noch sehr schillernd an DEN Tag, als ich während eines Streites mit ihr wutentbrannt ihre Zimmertüre durchtrat. Mit bloßen Füßen!
Es klaffte ein großes Loch in der Türe!
DAS fand Herr Sohnemann vielleicht klasse!
Er sah mich mit tiefem Respekt an, während meine Schwester erzählte...
Dann war da noch der Tag, an dem ich ihr den Schreck fürs Leben einjagte... ich hatte mich (in einem Anflug von makabrem Schwachsinn) kopfüber auf die Treppenstufen gelegt (bekleidet mit einem weißen Nachthemd). So lag ich regungslos, die Augen starr aufgerissen da und wartete auf den Erstbesten, um ihn zu erschrecken.
Das war dann meine jüngere Schwester.
Fand sie nicht lustig.
Bis heute nicht.
Der Schock sitzt tief!
Ich hatte wohl schon immer einen Hang zum Morbiden...
Einfach wunderbar, wie Ihr mit den Kindern umgeht.
AntwortenLöschenJa Streiche gehören definitiv dazu! Und zu den Kindergärtnerinnen: Wenn der Zaun hinterm Gebüsch ist, kann man nicht überall sein und schauen, da ich selbst als Kiga-tante gearbeitet habe, weiß ich zu gut, wie man manches übersieht und nein nicht nur während dem Kaffeplausch mit der Kollegin! :)
Liebe Grüße!
PS: Dein Post von gestern hat Dich sehr sympatisch gemacht. Solche Tage gibt es und wer weiß was die reisende-super-gestylte Frau für Probleme hat, vielleicht wünscht sie sich Kinder und kann keine bekommen ect...
Schreck lass nach! Schön, dass alles gut gegangen ist.
AntwortenLöschenMatsi liiiiiebt Geschichten von mir & meinem Mann, allen Tanten &Onkeln, aber vor allem von meinem Papa (der sie ihm leider nicht mehr selber erzählen kann) aus der Kindheit. Mein Papa hat es als kleiner Junge, als Teen und als auch später richtig krachen lassen... Da finde ich am Abendbrottisch immer wieder eine neue Geschichte! So lernt Mats seinen Opa vielleicht doch ein bisschen kennen und wenn dann irgendwann mal 100e Weinbergschnecken an der Hauswand hochkrabbeln, ist das doch ein würdiges Andenken!
Ganz liebe Grüße, Sina
Papagena, meine Tochter schaut mich grad mit großen Augen an und denkt ich heule!!!! Tränen vor Lachen und ich glugse nur und kann mich kaum noch halten!!! ...... Wie koestlich! ... Und.... Kleine makabre Papagena!.....
AntwortenLöschenUups, das passte ja zu deinem gestrigen Tag und Laune - Kind weg... kindergartenflüchtig, oh je!!! Ja, wenn es dann gutgegangen ist, kann man darüber lachen, aber... es könnte natürlich auch mal anders ausgehen.
AntwortenLöschenEhrlich gesagt, wundere ich mich, dass nicht noch mehr Kinder aus dem KG "verschwinden". Denn oftmals sind die wirklich nicht gut abgesichert. Durch Tochter und Sohn kenne ich div. Kigas, so richtig sicher war da eigentlich keiner... Gut, muss ja auch nicht wie in einem Hochsicherheitstrakt zugehen, aber trotzdem...
Und ein Streich auf der Treppe - hihi! Ich kann mich gar nicht mehr so direkt an Streiche meinerseits erinnern, tz (ist wohl zuuuu lange her), obwohl in meinem Zeugnis stand "A. spielt ihren Klassenkameraden gern einen Streich, ohne jedoch..." (die Grenzen zu verletzen o.ä. stand da wohl). Tja.
Viele Grüße von Ann