21. März 2015

Wiese oder Rasen? // Wieviel Zeit und Arbeit möchte ich investieren?

Als wir unser Haus vor fünf Jahren kauften, freuten wir uns wie Schnitzel über den großen Garten, den wir so lange ersehnt hatten. Die Kinder riefen: "Juhu, endlich können wir barfuß durch den Garten rennen!", zogen ihre Sandalen aus und traten in die Bienen, die überall auf dem blühenden Klee saßen.

Großes Geheule, Anschaffung von Gartenschuhen für alle.

Obwohl wir uns weiterhin über den Blick ins Grüne freuten, bemerkten wir beim näheren Hinsehen, dass man die Grashalme an einer Hand abzählen konnte. Dazwischen wuchs Moos, Löwenzahn, Klee, Maiglöckchen und anderes Gedöns, dessen Namen ich bis heute nicht kenne. Wir hatten eine hübsche Wildblumenwiese mit starkem Mooswuchs in den schattigeren Bereichen.

Dank unserer Gartenschuhe waren wir damit die ersten Jahre sehr glücklich.

Als wir aber die große Garten-Umgestaltung machten, neue Terrasse und Treppe anlegten, war der Flurschaden enorm. Von Wiese war nichts mehr zu sehen, Bagger & Co. hatten den Garten komplett verwüstet.

An dieser Stelle entschieden wir uns für einen Rollrasen, um den Restsommer möglichst grün genießen zu können.

Habt Ihr schon mal gesehen, wie Rollrasen verlegt wird?
Das Gras wird auf großen Rollen geliefert und wie ein Teppich ausgelegt. Anschließend muss man zwei Wochen lang täglich wässern, und schon ist der Rasen mit dem Untergrund verwachsen. Top!
Herr Papageno verlegt den neuen Gras-Teppich
 

Mit einem Mal hatten wir saftigen, dunkelgrünen Rasen im Garten, der jedem Golfplatz Konkurenz machen konnte - wir waren begeistert!

Yoda im Sommer 2014 auf unserem Privatgolfplatz - nur, wo sind die Löcher?
 

Wenn man aber langfristig Freude mit dem tollen Rasen haben möchte, muss man Zeit und Arbeit investieren. 

Man muss mindestens einmal wöchentlich mähen, besser sogar zweimal mit geringem Abschnitt. 

Man sollte drei bis viermal im Jahr düngen, was bedeutet, dass Frau Papagena eine geschlagene Stunde mit einem Eimerchen durch den Garten schleicht, und Bahn für Bahn mit der Hand den Dünger ausstreut. Lacht nicht, aber ich finde die Verteilung mit dem dafür vorgesehenen Streuwägelchen nicht gleichmäßig genug!

An sehr heißen Tagen sollte der Rasen in den Morgen- oder Abendstunden gegossen werden, was bedeutet, dass Frau Papagena eine gute halbe Stunde mit dem Gartenschlauch in der Hand durch den Garten schleicht, und Bahn für Bahn den Regenmacher spielt.

Vor einigen Tagen bekamen wir Post von unserer Rollrasenfirma mit Tipps für den Start in den Frühling.
Darin riet man uns, den Rasen mit einem Rechen zu "kämmen", um ihn von braunen Winterflecken, modrigem Herbstlaub und anderem Unrat (in unserem Fall Hundehaufen und Silvesterkracher) zu befreien. 
Dies bedeutete, dass Frau Papagena eine geschlagene Stunde mit dem Rechen durch den Garten schlich, und sorgfältig den Rasen kämmte.
Unser Rasen heute morgen nach dem Winter, in nur wenigen Wochen wird wieder alles saftig grün sein.
 

Heute werden der Liebste und ich die erste Düngung des Jahres vornehmen, und anschließend einige, kahl gewordene Stellen nachsäen. Vom Vertikutieren rät unser Rasenratgeber übrigens dringend ab, da sich dadurch im Frühjahr nur vermehrt Flugsamen (besonders des Löwenzahnes) ansiedeln können, und außerdem die Rasenpflanzen unnötig geschädigt werden. Aha.

Das klingt alles furchtbar aufwendig, und das ist es auch. Da ich aber bis heute die Arbeit im Garten als entspannenden Ausgleich zu all den anderen Pflichten des Alltags empfinde, bin ich gerne bereit, mein Rasen-Baby zu hegen und zu pflegen. Das Gießen in den Morgenstunden empfinde ich als pure Meditation.


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Für uns war die Entscheidung für einen Rollrasen Gold wert. Als Gärtner-Neulinge bekamen wir damit einen großen "Start-Bonus" für den Garten, den es nun über die Jahre "nur" zu erhalten gilt.
Da unser Garten in den Sommermonaten wie ein zusätzlicher Wohnraum ist (sogar DER Wohnraum schlechthin), sind wir gerne bereit, Zeit und Arbeit zu investieren. Wir bekommen auf der anderen Seite so viel zurück an Entspannung, Erholung und Genuß!

Wir frühstücken bei warmen Wetter bereits auf der Terrasse, ziehen uns in der Mittagshitze in den schattigen Freisitz zurück und legen in den Abendstunden Fisch oder Steaks auf den Grill.
Wir bepflanzen unser Hochbeet mit Naschtomaten, Erbsen, Karotten und Salat, und ziehen uns in Kästen Küchenkräuter.
Wir liegen auf dem Rasen, spielen mit dem Hund, schwimmen im Pool oder springen auf dem Trampolin. Wir suchen Ostereier im Garten, feiern Kindergeburtstage oder Familienfeste, und im Herbst freuen wir uns über die Äpfel direkt vom Baum.
Der Garten ist unser Familientreffpunkt, den wir über alles lieben.

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Bei mir hört die Liebe allerdings auf, wenn vor lauter Rasen-Wahn das Betreten und Bespielen der Grünfläche untersagt wird, oder einzelne Hälmchen mit der Nagelschere in Form gebracht werden. Das ginge mir entschieden zu weit - hier würde ich einer Wildblumen-Wiese den Vortritt geben!

In diesem Sinne: fröhliches Gärtnern!

2 Kommentare:

  1. Liebe Frau Pagena,
    Diesen Post finde ich äußerst spannend! und zudem sehr realistisch und lustig geschrieben- Ich bn inspiriert, im Vorgarten beim Haus meiner Mutter Rollrasen verlegen zu lassen, muss mich mal informieren, was das so kostet.
    Um Rasen auf Dauer wirklich schön zu erhalten muss man eben Zeit investieren. Ich sehe das ähnlich wie Du und bin gerne draußen ...
    Schönes Wochenende!
    Liebe Grüße
    Marita

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  2. Oh Mann, so viel Liebe bekommt unsere Buckelpiste nicht. Allerdings wird dort eh momentan umgewerkelt. Die Hügellandschaft soll begradigt werden. Denn für Steigungen und Fallgruben hier und da ist unser Garten eigentlich zu klein ...

    Alles Liebe,
    Sonja

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