23. Oktober 2014

Clever kochen? // Warum Frau Papagena keinen Wundertopf möchte, Alltagsgeplänkel und Küchenträume

Abends wird es schon richtig früh dunkel, obwohl wir noch nicht einmal die Zeitumstellung hatten. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich es gemütlich finden. Ich würde Kerzen anzünden und irgendwas backen, Bücher vorlesen, mich in eine warme Decke kuscheln und selber lesen. Ich würde heiße Suppe kochen, Weihnachtsgeschenke vorbereiten und mir eine Zeitschrift kaufen.
Leider fehlt momentan die Zeit für alles Gemütliche.

Ich habe bloß kurze Zeitfenster, die ich mit Haushalt und Büroarbeit fülle. Dazwischen liegen Hundespaziergänge, Einkäufe und Kochen.

Außerdem fahre ich ständig von A nach B.

Heute zum Beispiel bin ich morgens mit den Kindern (und Hund im Kofferraum) zur Schule gefahren, anschließend zum Waldrand und nach dem Spaziergang wieder heim. Kaum daheim, bin ich schon wieder los, weil der Liebste Winterreifen auf die Autos machen wollte - also ab zur Werkstatt.
Anschließend fuhr ich heim, um Mittagessen zu kochen, danach holte ich das Tochterkind von der Schule ab. Ich hatte Mitleid, weil es regnete und stürmte (das Wetter, nicht die Tochter).

Gerade eben habe ich Herrn Sohnemann und seinen Freund von der Schule geholt, sie dürfen nun eine Stunde gemeinsam spielen, dann bringe ich die Beiden wieder zur Schule zurück. 
Dort lassen die 11-Klässler eine große Halloween-Party für alle Schüler steigen, das ist eine coole Sache, da muss man hin!
In Ermangelung eines gruseligen Kostümes wird Herr Sohnemann heute abend als Ninja verkleidet gehen. All unsere Skelett-Anzüge, Draculakostüme und Hexenkleider sind mittlerweile zu klein geworden und verschenkt. Neues Zeug nachzukaufen wurde mir zu teuer, da die Kinder nicht mehr oft Verkleiden spielen. Und selber nähen... dazu fehlt mir die Passion.

Just in diesem Augenblik fällt mir ein, dass ich irgenwo im Keller eine Tüte mit kleinen Gummi-Spinnen und Fledermäusen habe, ehemalige Tischdekoration einer Geisterparty...
Vielleicht lässt sich damit nächstes Jahr etwas Originelles basteln? Ich werde darüber nachdenken.
Neulich war ich bei einer guten Freundin zu einem Thermomix-Abend eingeladen. Das Prinzip ist gleich dem der Tubberparty - eine Verkaufsveranstaltung im kleinen Freundeskreis, gemütlich bei der Gastgeberin daheim. Man trinkt Prosecco, ratscht und lacht und bekommt nebenbei eine Produkt-Vorführung. Das ist nett und gesellig, und meistens kauft man am Ende etwas.

In diesem Fall kochten wir gemeinsam an zwei Thermomix-Geräten verschiedene Gerichte, die anschließend am stilvoll gedeckten Tisch verkostet wurden. Die Atmosphäre war entspannt, die Produkt-Vorführerin freundlich, das Essen lecker.

Dennoch habe ich mir keinen Thermomix gekauft.

Nicht etwa wegen des stolzen Preises von knapp über 1.000.- €,
sondern, weil ich keinen Bezug zu diesem High-Tech-Kochtopf herstellen konnte.

Es ist nämlich so: gerade das tägliche Kochen ist etwas, das mir wirklich Freude macht. Ich finde Kochen entspannend und sinnlich. Ich wasche und schnippel die frischen Zutaten, nasche hier ein Stück Möhre, dort ein Stückchen Käse. Oft höre ich dabei Musik, wippe mit dem Fuß im Takt oder singe lauthals vor mich hin - eine schöne Stimmung!

Die Küche duftet verführerisch, die Vorfreude und der Hunger nehmen zu, und alle schnuppern neugierig, wenn sie mittags zum Essen heim kommen, um zu erraten, was es heute gibt.

Ich möchte gar keinen Topf, in den ich sämtliche Zutaten schmeisse, drei Knöpfchen drücke und er ratternd und piepend eine Mahlzeit daraus hechselt. Ich möchte keinen Topf, der mir das Kochen ansich abnimmt...würde der Topf bügeln, hätte ich ihn wohl sofort bestellt.
Natürlich gibt es im Haus Papagena Tage, an denen ich der Zeit hinterher renne und keine Muse für stimmungsvolles Kochen habe. Da muss es schnell gehen, da werden rasch ein paar Würstchen gebraten, Kartoffelbrei dazu... Salat? Keine Zeit mehr - egal, ich lass´das jetzt so... möchte jemand Ketchup?

Aber selbst an solchen Tagen haben wir bislang immer ein warmes Essen auf dem Tisch - auch ohne Zaubertopf.

Ein großer Pluspunkt für den Thermomix ist wahrscheinlich der Bereich Backen. 

Ich backe wirklich selten und ungern. Meist nur, wenn es die Umstände erfordern, zum Beispiel an Kindergeburtstagen oder in der Adventszeit. Backen liegt mir nicht so, vielleicht auch, weil ich selbst nicht so sehr für Gebäck zu begeistern bin?
Gebt mir eine Tafel Schokolade, und ich bin glücklich!

Wer gerne bäckt, hat mit diesem schicken Küchengerät einen supertollen Helfer! Sämtliche anwesenden Damen bestätigten die verblüffende Geling-Garantie verschiedenster Teigarten. Egal ob Tortenboden, Blätterteig, Mürbteig, Hefe- oder sogar Brotteig... alles klappt im Handumdrehen und macht Lust auf weitere Experimente.

Wenn der Liebste das hier liest, bestellt er wahrscheinlich umgehend einen Thermomix ;)
Ich für meinen Teil habe beschlossen, weiterhin zum Zerkleinern von Zutaten meinen Pürierstab oder Standmixer zu verwenden. Ich bin gewillt, auch in Zukunft den ein oder anderen Topf mehr abzuspülen und Puderzucker oder Mehl zu kaufen, anstatt selbst herzustellen.

Ich verzichte auf die Möglichkeit, die beste Mousse au Chocolat zu zaubern, die ich jemals gegessen habe. Ich weiß, dass ich die Schüssel bis zum Abend leer schlecken würde und schütze mich quasi vor mir selbst.

Wenn ich in unsere Küche investiere, dann zuerst einmal in eine Küchenrenovierung. Meine Küche ist 35 Jahre alt und war im Hauskauf inbegriffen. Rustikale Eichenschränke, wenig Arbeitsfläche, eine Dunstabzugshaube, die nicht funktioniert und bloß wegen der Lichtquelle noch hängt, Kacheln mit Kräuter-Motiven... sagen wir mal so: ich hätte diese Küche niemals ausgesucht!

Irgendwann erfülle ich mir den Traum einer neuen Küche. Hell, modern und gemütlich soll sie sein. Stauraum muss her, außerdem mehr Licht und Arbeitsfläche. Ein Apothekerschrank wäre toll. Und ein Herd auf Augenhöhe mit Selbstreinigungs-Funktion. Eine Mikrowelle bräuchte ich nicht mehr, dafür aber eine Lösung für meine Küchengewürze, die im offenen Regal neben dem Herd ständig von einem klebrigem Fettfilm überzogen sind - pfui!

Eine bunte Sammlung inspirierender Küchen findet Ihr übrigens auf meiner Pinterest-Pinnwand. Wie Ihr dort sehen könnt, ginge unter Umständen sogar dunkel, modern und gemütlich...

Bis es soweit ist, träume ich noch ein Weilchen vor mich hin... sofern es der Alltag zulässt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

5 Kommentare:

  1. Ich wusste schon, bevor ich auf Pinterest schaute, welchen Küchengeschmack du hast, nämlich genau meinen :) Ihr wohnt so wunderschön, da darf die perfekte Küche noch ein wenig Zeit zum Träumen lassen, ich finde es jetzt schon wunderbar gemütlich :) Sina

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  2. obwohl ich nicht jeden tag eine leideschaftliche köchin bin, kann ich deine worte so gut nachvollziehen. ich will nämlich auch keinen topf, der automatisch alles zusammenkocht. das ist irgendwie total unsinnlich... ;)

    liebe grüße
    nic

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  3. Einige hochmoderne Sachen sind in meinen Augen auch überflüssig , liebe Papagena . Und ich glaube Träume haben wir alle , manche erfüllen sich rasch und die großen brauchen halt seine Zeit . Aber so geht es uns allen ( in erster Linie kann ich das in jedem Fall von mir behaupten ) . :)
    Liebe Grüsse Heike

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  4. Liebe Papagena,
    mit dem Thermomix geht es mir so wie Dir, das entspannende am Kochen ist ja gerade das schnippeln, rühren, brutzeln. Und für das Backen kann ich nur wärmstens die Kitchen Aid empfehlen, die knetet auch ganz toll und raspeln, hobeln und reiben kann die auch. Das finde ich noch viel wichtiger, weil ausser Hefeteig backe ich eigentlich auch nicht so wahnsinnig gerne.
    Liebe Grüße
    Angelika

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  5. Ich finde man kann ohne Thermomix recht gut leben, aber dennoch liebe ich meinen :). Ich muss aber auch gestehen, daß ich keinerlei Muse für Kochen habe. Bei drei Jobs und Haushalt bin ich um jeder Erleichterung froh. Er ist fast täglich in Benutzung. Mein Mann kocht und ich backe. Liebe Grüße aus Regensburg, Birgit mit PapierTapir

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